Trading Psychologie - Typische Fallen

Der wichtigste Faktor beim Daytrading sind Sie selber! Emotionen wie Gier und Angst beeinflussen Ihren Handel. Dazu kommen weniger bekannte Faktoren, die sowohl bei Tradern als auch bei Investoren für Verluste sorgen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen einige dieser Faktoren auf und gebe Ihnen Tipps, wie Sie an diesen Problemen arbeiten können.
Das sogenannte "Behavioral Finance" (deutsch "Trading Psychologie") Thema war in den letzten Jahren immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, dazu wurden viele Bücher dazu veröffentlicht. Trotzdem wird der Einfluß der eigenen Einstellung auf die Tradingergebnisse noch von sehr vielen Tradern unterschätzt. Und so werden immer wieder dieselben Fehler gemacht und vermeidbare Verluste häufen sich an.
Die Aussagen der Behavioral Finance sind meist einfach zu verstehen, jedem Daytrader fallen sofort Beipiele dafür ein, die Lösungen sind aber schwer umzusetzen. Dies erfordert nämlich, dass man seine Probleme zugibt und aktiv am Aufbrechen von eingefahrenen Verhaltensmustern arbeitet.
Confirmation Bias - die Filterblase

Der "Confirmation Bias" Effekt (deutsch Bestätigungsfehler oder Bestätigungsverzerrung) beschreibt, dass Anleger und Trader oft nur nach Informationen suchen, die ihre eigene Meinung bestätigen. Jede Quelle die bestätigt dass die Aktie, die man gerade im Depot hat, weiter steigen wird, wird als Unterstützung der Investitionsentscheidung gesehen. Alle Nachrichten und Analysen, die das Gegenteil sagen oder nur leicht kritisch sind, werden ignoriert. Man befindet sich in einer selbst gewählten Filterblase. Genau das führt oft zur Todsünde für Daytrader und Investoren: Das Nachkaufen im Verlust! Da man von seiner ersten Entscheidung so überzeugt ist nimmt man die "gute Gelegenheit" wahr, um zu verbilligen.
Ein gutes Beispiel für diesen Effekt finden Sie in Aktienforen im Internet. Auf diversen Plattformen gibt es ein Diskussionsforum für jede Aktie. Meist bestätigen sich die Teilnehmer dort immer wieder gegenseitig, wie toll ihr Investment ist. Gerade wenn die Aktie fortlaufend fällt wird der Ton gegenüber kritischen Stimmen sehr aggressiv und beleidigend. Negative Informationen werden von der Masse an Schreibern ausgeblendet, jede nur ansatzweise positive News wird 100 fach erneut geteilt und massiv überbewertet.
Der Dunning-Kruger-Effekt
Der Dunning Kruger Effekt beschreibt die Neigung von schlecht informierten oder inkompetenten Menschen, ihr eigenes Wissen massiv zu überschätzen und die Fähigkeiten von anderen Menschen dagegen zu unterschätzen. Dies führt dazu, dass gerade in sozialen Medien und Foren oft der größte Unsinn im Brustton der Überzeugung behauptet wird, andere Meinungen werden niedergekämpft. Ein konkretes Beispiel dafür war in der Diskussion um die Klagen gegen Monsanto zu finden. Obwohl keiner der Schreiber aus dem Bereich Medizin, Biotechnologie der Toxikologie kam, wurde die krebsgefährdende Wirkung von Glyphosat als 100% sicher und bewiesen dargestellt. Personen, die zum Abwarten von fundierten Studien aufgerufen haben, wurden beleidigt und sogar als bezahlte Bayer Befürworter verunglimpft. Auch sonst sind die sozialen Medien voll von solchen Beispielen.
David Dunning sagte dazu: „Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist. Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, [sind] genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.“
Hören Sie nicht auf die Meinung solcher selbsternannten Experten. Versuchen Sie, nicht selber in diese Falle zu tappen. Prüfen Sie Ihre Quellen - welche Information basieren auf Fakten, welche auf Vorbehalten, Vorurteilen oder Wunschdenken?
Der Framing Effekt
Der Framing Effekt wurde von den Nobelpreisträgern Daniel Kahneman und Amos Tversky untersucht und beschrieben. Die Kernaussage ist, dass derselbe Sachverhalt von Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird, je nach dem mit welchem Bezugsrahmen sie auf ihn schauen. Je nach Kontext werden genau dieselben Informationen von verschiedenen Personengruppen ganz anders interpretiert. Teilweise hören Sie das schon an den Formulierungen: "Meine Aktie ist um 5% gefallen" oder "Selbst bei dem starken Rückgang des Gesamtmarkts Mitte/Ende 2018 hat meine Aktie nur 5% nachgegeben". Der Sachverhalt ist aber immer gleich - ein Verlust von 5%.
Der Ansatz, dass Personen an bestimmten Stellen im Kursverlauf anders denken und agieren, ist übrigens einer der wichtigsten Ansatzpunkte der Markttechnik. Michael Voigt hat das in seinem Buch "Das große Buch der Markttechnik" ausführlich und sehr verständlich beschrieben. Versuchen Sie sich mal bei einer Aktie in die unterschiedlichen Personengruppen zu versetzen:
- Jemand hat die Aktie bereits und ist im Verlust
- Jemand hat die Aktie bereits und ist im Gewinn
- Jemand hat die Aktie bisher noch nicht und beschäftigt sich neu damit
Wenn jemand auf einem immer größer werdenden Verlust sitzt wartet er vielleicht nur darauf, die Aktie nahe seines ursprünglichen Einstandskurses wieder loszuwerden. Er schaut ganz anders auf den Kurs als der Trader, der bereits einen Gewinn hat und vielleicht nur noch seinen Stop Loss nachzieht. Bewegungen nach unten oder oben werden ganz anders wahrgenommen. Jemand, der die Aktie noch garnicht besitzt, steigt vielleicht an dem Punkt als Ausbruchtrade ein, an dem der andere glücklich Null auf Null aus dem Trade aussteigt.
Lösungsansätze - Was können Sie tun?
Den ersten Schritt zur Verbesserung Ihres Tradings haben Sie bereits getan. Sie haben diesen Artikel gelesen und sich damit die Probleme bewusst gemacht. Um den negativen Effekt zu neutralisieren, müssen Sie an Ihren eigenen Verhaltensweisen arbeiten. Vielleicht geht dabei ja das eine oder andere lieb gewonnene Vorurteil über Bord.

- Erstellen Sie eine Liste Ihrer Vorurteile!
Haben Sie Dinge, an die Sie ohne echte Fakten glauben und sich immer wieder sagen? Sind Sie der Meinung "Der Bitcoin wird wieder auf alte Hochs steigen" oder "Gaps werden immer geschlossen"? Versuchen Sie, objektive Fakten zu bekommen und das Pro und Contra abzuwägen. - Erweitern Sie die Auswahl Ihrer Quellen!
Beziehen sie doch mal ganz andere Quellen in Ihre Entscheidungen ein. Es geht hier nicht um objektive Quellen, wie zum Beispiel gesetzlich vorgeschriebene und regulierte Ad Hoc Meldungen, sondern um Analysen, Empfehlungen, Meinungen und Diskussionen. Überlegen Sie kurz, warum jemand eine bestimmte Meinung postet. "Cui bono?" - lat. „Wem zum Vorteil?“. - Prüfen Sie Ihre Diskussionskultur!
Wenn Sie in sozialen Medien oder Foren unterwegs sind, dann lesen Sie mal die Postings der letzten Zeit. Diskutieren Sie, weil Sie an einem offenen Meinungsaustausch interessiert sind, oder wollen Sie anderen nur Ihre eigene Meinung kundtun? Seien Sie offen für neue Fakten und Meinungen. Gerade dieser Punkt ist oft schwer umzusetzen, da er gegen das eigene Ego arbeitet. Viele Menschen wollen gerne Recht behalten und sind ungern bereit, Fehler zuzugeben oder Meinungen zu revidieren. Ob es im Daytrading oder beim Investment ist: Seien Sie nicht stur, das kostet nur Ihr eigenes Geld.