MAE und MFE - Was kann man aus dem Kursverlauf während eines Trades lernen?

Jeder Trader sollte sich genügend Zeit für die Auswertung seiner Trades nehmen. Nur so ist es möglich aus Fehlern zu lernen und die eigene Strategie zu optimieren. Das ist die wichtigste Voraussetzung, um im Daytrading dauerhaft profitabel zu werden. Dabei sollte man nicht nur auf den Ein- und Ausstieg schauen, sondern auch auf den Verlauf des Kurses während des Trades. Daraus kann man Tradingfehler erkennen und mögliche Lösungen ableiten. Diese Betrachtungen sollten ein Teil Ihres Tradingtagebuchs sein.

Definition

Für die Auswertungen nach dem Trading sind die Begriffe Maximum Favorable Excursion (MFE) und Maximum Adverse Excursion (MAE) wichtig. Diese sind unabhängig vom getradeten Markt, gelten also für Forex, CFD, Futures und Aktienhändler gleichermaßen.

  • MAE: Gibt den tiefsten (bei einem Long) oder höchsten (bei einem Short) Punkt des Handelsinstruments während eines Trades an. Dies war also der Punkt an dem der Trade am weitesten im Verlust gelegen ist. Teilweise findet man hier auch den Begriff "maximaler Draw Down".

  • MFE: Gibt den höchsten (bei einem Long) oder tiefsten (bei einem Short) Punkt des Handelsinstruments während eines Trades an. Dies war also der Punkt an dem der Trade am weitesten im Gewinn gelegen ist und damit der maximale theoretische Profit.

Der MFE Punkt ist nicht automatisch auch gleich dem Gewinn aus dem Trade, da man es selten schafft den Trade am besten Punkt zu schließen. Der Ausstieg beim MAE Punkt bedeutet oft, dass ein Stop Loss Limit erreicht worden ist; der Ausstieg beim MFE, das ein Take Profit Limit erreicht worden ist.

Prinzip bei einem LONG Trade

Bei einem Long Trade liegt der MAE Punkt am tiefsten Punkt des Kursverlaufs und der MFE Punkt am höchsten. Wenn der Kurs sinkt, läuft Ihr Trade weiter ins Minus, der tiefste Punkt ist also der, an dem Sie theoretisch am meisten Geld verloren hätten.

MAE und MFE bei Long Trades
MAE und MFE bei einem Long Trade

Prinzip bei einem SHORT Trade

Bei einem Short Trade liegt der MFE Punkt am tiefsten Punkt des Kursverlaufs und der MAE Punkt am höchsten, es ist also genau umgekehrt wie oben. Sie verlieren Geld, wenn der Kurs steigt und verdienen, wenn er sinkt.

MAE und MFE bei einem Short Trade
MAE und MFE bei einem Short Trade

Im Bild oben hätten Sie mit Ihrem Short Geld verloren, der Kauf liegt höher als der Verkauf. Sie waren nur kurz im Plus, danach lief der Kurs gegen Sie. Immerhin haben Sie den Trade nicht am allerschlechtesten Punkt (MAE) schließen müssen.

Folgende Tabelle zeigt das Prinzip nochmals in der Übersicht.

Short Trade

Long Trade

MAE

MAE > MFE

MAE am höchsten Punkt

MAE < MFE

MAE am tiefsten Punkt

MFE

MFE < MAE

MFE am tiefsten Punkt

MFE > MAE

MFE am höchsten Punkt


Beispiele

Sollte der Trade niemals in den Verlust, also unter den Einstiegspunkt bei einem Long Trade, gelaufen sein, liegt der MAE genau auf dem Einstiegspunkt. Dies ist für den Trader der beste Fall: Der Trade ist von Anfang an im Gewinn, das Stop Loss wird sehr schnell auf den MAE Punkt und darüber hinaus nachgezogen, es sind keine Verluste mit diesem Trade mehr möglich.

mae_gleich_kauf_long
MAE auf Einstiegskurs bei einem Long Trade

Bei einem Short Trade funktioniert es genau andersherum. Der Shorteinstieg, also der Verkauf, ist am MAE. Wenn der Kurs nun dauernd sinkt, erreicht er irgendwann den MFE Punkt.

Schauen wir uns noch ein weiteres Long Trade Beispiel an. Der ideale Trade ist einer, der niemals unter den Einstiegspreis fällt und am höchsten Punkt (MFE) geschlossen wird:

mae_mfe_ideal

MAE und MFE bei idealem Long Trade

Direkt nach dem Verkauf am höchsten Punkt (MFE) fällt der Kurs wieder, die Verkaufsentscheidung war also perfekt. Leider ist dieser Fall nicht sehr häufig, aber die Analyse der Trades mittels MAE und MFE kann typische Tradingfehler aufzeigen.


Analyse

Die folgenden Aussagen gelten für jeden Zeitraum, in dem Sie handeln, egal ob Sie Daytrader oder Swingtrader sind. Die Lage der MAE/MFE Punkte in Relation zu Ihren Kaufs- und Verkaufsentscheidungen kann wichtige Hinweise auf mögliche Tradingfehler geben. Dabei sollten Sie in der Auswertung darauf achten, dass Sie genug Fälle untersuchen. Umso öfter Sie ein bestimmtes Verhalten feststellen, desto sicherer ist die Aussage, die Sie daraus ableiten können.

  • Sollten Sie feststellen, dass der MAE Punkt immer sehr weit von Ihrem Einstieg entfernt liegt und größer als Ihr durchschnittlicher Gewinn ist so kann es sein, dass Sie ein zu großes Risiko bei einem Trade in Kauf nehmen. Es bedeutet, dass Sie einen Trade zu weit ins Minus laufen lassen. Schauen Sie sich Ihre Regeln zur Setzung des anfänglichen Stop Kurses nochmal an.


  • Ist der MFE Punkt immer sehr weit von Ihrem Ausstiegskurs weg und Ihr durchschnittlicher Gewinn deutlich kleiner als die Differenz MFE - Ausstieg, so sollten Sie Ihre Ausstiegsregeln überdenken. Das bedeutet, dass Sie einen gut im Plus liegenden Trade wieder zurückfallen lassen und Gewinne abgeben. Vielleicht halten Sie zu lange an einem Trade fest? Außerdem kann es sinnvoll sein, die Regeln zum Nachziehen des Stop Kurses zu prüfen. Je nach Tradingstil kann ein Take Profit Limit helfen.


  • Die Reihenfolge von MAE und MFE können Sie nicht beeinflussen. Sie hat aber einen Einfluss auf Ihr Denken während des Trades. Liegt der MAE unter dem Einstieg vor dem MFE bedeutet das, dass Sie nach dem Einstieg erst mal Geld verlieren. Besonders Anfänger werden nervös, vielleicht nähert sich der Kurs ja sogar Ihrem Stop Loss Limit. Dann dreht er und läuft zurück Richtung Ihres Einstiegspunkts. An dieser Stelle sind Sie dann froh, dass Sie zumindest kein Geld verlieren. Wenn das eine Weile gedauert hat zeigen Sie vielleicht die Tendenz, den Trade zu früh zu schließen, um wenigstens Null auf Null raus zu kommen.


Eine weitere wichtige Sache beim Analysieren von Tradingsystemen ist das Ausschliessen von Zufallstreffern.


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