Covered Call Writing - Strategie für Profis

Was sind Covered Calls?

Gedeckte Stillhaltergeschäfte in Optionen (engl. Covered Calls) waren lange Zeit den Profis vorbehalten. Kaum ein Privatinvestor nutzt diese Strategie. Sie wird zu Unrecht als riskant angesehen. Dabei kann man das Schreiben von Calls nutzen, um mehr Rendite aus bestehenden Portfolios zu holen. Es geht hier nicht um eine Daytrading Strategie, sondern um das Swingtrading und langfristige Investment. Achtung: Verwechseln Sie bitte nicht Optionen und Optionsscheine! Die hier dargestellte Strategie ist nur mit Optionen möglich. Der Artikel geht davon aus, dass Sie ein grundlegendes Verständnis von Optionen haben.

Der Grundgedanke bei einem Covered Call Geschäft ist, Aktien im Depot zu haben und dagegen einen Call zu schreiben. Nehmen wir mal ein, die zugrunde liegenden Aktien ("Underlying") stehen bei $90. Sie schreiben nun einen Call mit Basispreis $100, Laufzeit 3 Monate. Damit geben Sie jemand das Recht, die Aktien zu $100 von Ihnen zu kaufen, egal zu welchem Preis diese an der Börse gehandelt werden. Sie bekommen für dieses Recht Geld, die Optionsprämie. Ihr Geschäftspartner, der Käufer der Calls, geht von steigenden Kursen aus. Sie selber gehen davon aus, dass der Kurs innerhalb der Laufzeit nicht über $100 steigen wird. Ihre Position ist "short call", man nennt Sie "Stillhalter". Die Bezeichnung "gedeckt" (eng. "covered") meint, dass Sie die eventuell zu liefernden Aktien im Depot haben.

Bei leicht sinkenden, gleich beibenden oder mäßig steigenden Kursen ist das Schreiben gedeckter Optionen dem bloßen Halten der Aktie überlegen. Von den Kurserwartungen her gesehen ist das Schreiben von Optionen daher bei "vorsichtigem Optimismus" interessant. Ein Covered Call Geschäft läuft in 2 Schritten ab:

  1. Kauf des Underlyings, einer bestimmten Aktie. Da ein Optionskontrakt immer für 100 Aktien gilt, müssen Sie immer ein Vielfaches von 100 kaufen.

  2. Verkauf eines Calls auf diese Aktie. Dabei wird pro 100 Aktien genau ein Kontrakt verkauft.

In den folgenden Abschnitten werden die Grundlagen erläutert, ein konkretes Beispiel eines Covered Call Geschäftes betrachtet und die Berechnung von Gewinn- und Verlustverlauf gezeigt. Mit diesen Informationen sollten Sie entscheiden können, ob diese Strategie für Sie geeignet ist und die Vorteile und Gefahren kennen. Zur Vereinfachung der Sachverhalte werden anfangs alle Vorfälle ohne Gebühren betrachtet, ein Abschnitt über den Einfluss der Kauf- und Verkaufsgebühren schließt sich an.


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Ablauf eines Covered Call Geschäftes

Ablauf eines Covered Calls Geschäfts

In diesem Bild sehen Sie den grundlegenden Ablauf eines Covered Call Geschäftes. Zuerst kaufen Sie die Aktien an der Börse (im Beispiel zu $50). Danach schreiben (verkaufen) Sie eine Calloption, dafür erhalten Sie eine Prämie vom Käufer dieser Option. Sollte die Aktie nun in der Laufzeit der Option über den Basispreis des Calls von $55 steigen (also im Geld sein), so wird der Optionskäufer die Aktien von Ihnen anfordern. In diesem Fall müssen Sie die Papiere liefern und erhalten wie im Optionskontrakt vereinbart $55 pro Aktie.

Im nächsten Abschnitt sehen Sie, welchen Einfluss dieses Geschäft auf Ihre Gewinn- und Verlustrechnung hat.


Ein konkretes Beispiel

Betrachten wir nun ein konkretes Beispiel vom 22 Mai. Die Aktie BRCD (Brocade) steht auf $52,75 und ein Juni Call mit Strike Preis von $55 kostet $5,20. Ein Kontrakt gilt immer für 100 Aktien, so dass der Gesamtpreis des Calls also $520,00 beträgt. Wir müssen die entsprechende Anzahl von Aktien kaufen, also 100 Stück BRCD zu 52,75.

Kaufpreis der Aktien - eingenommene Optionsprämie = Gesamtinvestment

Covered Call - Beispiel Gesamtes Investment

Hier sehen Sie sehr gut den Effekt des verkauften Calls auf den Einstandspreis Ihrer Aktien, statt normalerweise 100 * $52,75 = $5.275,00 haben Sie nun einen Preis pro Aktie von $47,55 zahlen müssen. Denken Sie immer daran, dass Sie den Kaufpreis für die Aktien zahlen müssen, den Preis für den Call allerdings einnehmen!

Sollte der Preis der Aktie am Verfallstag (3.ter Freitag im Monat, in diesem Falle Juni 2001) über dem Strike Preis von $55 liegen (der Call ist im Geld), so wird Ihr Kontrahent seinen Call ausüben. Die Restlaufzeit der Option beträgt im Beispiel noch 24 Tage.

Profit = Basispreis * 100 - Einkaufspreis + Optionsprämie

Es ergibt sich also folgende Rechnung:

Covered Call - Beispiel Gewinn- und Verlustrechnung



Risiken der Covered Call Strategie

Risiko bei fallenden Aktienkursen

Covered Call Geschäfte sind aber keine risikolose Strategie. Ab einem gewissen Aktienkurs rutschen Sie mit Ihrem Investment in die Verlustzone. Das liegt aber am sinkenden Aktienkurs, nicht an der Option. Ganz im Gegenteil: Ihre Verlustzone beginnt später, als wenn Sie nur die Aktie alleine halten würden.

Im Folgenden sehen Sie wie der Break Even Preis berechnet wird, ab dem Sie Verluste machen. Merke: Bei der Covered Call Strategie kommt das Risiko von der Aktie, nicht von der Option.

Einstandspreis der Aktien - eingenommene Optionsprämie = Break Even


Covered Call - Risiko

Dieser Wert entspricht natürlich Ihrem Gesamtinvestment von oben. Als Ergebnis kann man also festhalten: Wenn die Aktien unter $47,55 ($4755,00 / 100 Stück) fallen, beginnen Sie Verluste zu machen.
Wenn Sie die Aktien direkt kaufen und ohne einen Call zu schreiben halten, so beginnt Ihre Verlustzone bereits, wenn die Aktie auch nur um einen Cent fällt!

Auch die Gewinn- und Verlustrechnung bei einem bestimmten Aktienkurs ist schnell erledigt. Nehmen wir an, dass die Aktie seit unserem Kauf (bei $52,75) um $3 gefallen sei. Wenn Sie nur die Aktie halten würden, so hätten Sie nun $300 Verlust gemacht. Im Covered Call Fall sieht die Rechnung aber anders aus:


Covered Call - Risiko

Sie haben also noch einen Gewinn von $220, trotz eines Kursrückganges von $3 pro Aktie. An dieser Beispielrechnung sehen Sie, dass erwartete Dividenden während der Laufzeit des Calls (in unserem Fall 24 Börsentage) mit eingerechnet werden.


Risiko bei stark steigenden Aktienkursen

Wenn der Kurs der Aktie stark steigt, zum Beispiel durch wichtige Nachrichten, dann wird der Käufer des Calls sein Recht auf Lieferung wahrnehmen. Sie sind verpflichtet, die Papiere zum festgelegten Preis zu liefern. Wenn im Beispiel der Aktienkurs auf $100 steigt, weil vielleicht ein Übernahmeangebot vorliegt, dann entgeht Ihnen der Kursgewinn. Statt $10.000 - $5.275 = $4.275 ohne den Covered Call bleibt Ihr maximaler Gewinn mit Covered Call bei $745.


Gewinn und Verlustverlauf

Betrachten wir uns nun noch den Verlauf der Gewinn- und Verlustkurve mit der Änderung des Aktienkurses in einem Schaubild. Die rote Linie schneidet die x-Achse genau bei dem oben errechneten Break even Preis von $47,55 - an dieser Stelle ist sowohl Gewinn als auch Verlust genau 0. Rechts von diesem Punkt ist Ihre Gewinnzone, der Gewinn steigt an bis der Aktienpreis gleich dem Strike Preis des Calls ist. Ab diesem Punkt bleibt der erzielbare Gewinn gleich, er beträgt im Beispiel $745,00.

Die Berechnung erfolgt wieder nach obenstehendem Schema: Wert der Aktien + Optionsprämie - Einstandspreis + Dividenden. (5.500 + 520 - 5275 + 0 = 745)

Gewinn- und Verlustverlauf bei einem Covered Call Geschäft

Links des Break Even Punktes beginnt Ihre Verlustzone, die Berechnung angefallener Verluste erfolgt genauso wie die Gewinnberechnung oben.

Meistens verkauft man einen Call auf den nächsten Verfallstermin mit einem Strikepreis leicht über dem aktuellen Aktienkurs. Das Risiko ist in allen Fällen geringer als beim Halten der Aktie ohne verkauften Call.

Im Schaubild sieht das so aus:

Gewinn- und Verlustverlauf, Vergleich mit und ohne Option

Die grüne Linie zeigt den Verlauf der Gewinn- und Verlustkurve bei einem Kauf der Aktien ohne geschriebenen Call. Sie sehen, dass in diesem Fall die Verlustzone früher beginnt, der Break Even Punkt ist genau gleich dem Kaufpreis der Aktien (also 52,75 im Beispiel). Fällt die Aktie unter diesen Kurs, so machen sie Verluste. Durch den geschriebenen Call verschieben Sie den Break Even Punkt zu Ihren Gunsten nach links, die Verlustzone beginnt später.

Ein Nachteil ist im Bild zu erkennen, wenn der Aktienkurs größer als der Basispreis ist stellt sich bei der Covered Call Strategie der Maximalgewinn von $745 ein. Dieser Punkt wird bei einem direkten Aktienkauf erst später erreicht, nämlich dann, wenn der Aktienkurs = Basispreis + Prämie ist, im Beispiel also bei $55 + $5,20 = $60,20. Allerdings steigt der Gewinn aus dem Aktienkauf weiter an, wenn der Kurs der Aktie nach oben geht. Diesen Nachteil der Covered Call Strategie kann man vermeiden, wenn man zu diesem Zeitpunkt den geschriebenen Call zurückkauft und einen weiteren mit höherem Basispreis verkauft ("Hochrollen" genannt).



Einfluss der Gebühren

Normalerweise bezahlen Sie Gebühren beim Kauf/Verkauf der Aktien und beim Verkauf des Optionskontraktes. Nehmen wir an, Sie bezahlen pro Aktientrade $10,00 und pro Optionsgeschäft $5,00 Gebühren an Ihren Broker.

Die Berechnung Ihres gesamten Einstandspreises verändert sich nun wie folgt:


Covered Call - Gebühren

Das Gesamtinvestment erhöht sich also um die Gebühren in Höhe von $15. Wenn der Call nun ausgeübt wird und Sie die Aktien liefern müssen, werden wieder Gebühren fällig:


Covered Call - Gebühren

Durch den Gebühreneffekt verschiebt sich außerdem der Break Even Punkt leicht nach oben auf $47,70.


Höhe der Optionsprämie

Die Grundidee dieser Handelsmethode ist, möglichst hohe Optionsprämien einzunehmen. Wie bei jeder Option hängt die Höhe der Prämie von mehreren Faktoren ab.

  • Restlaufzeit: Die Restlaufzeit ist ein wichtiges Maß für die Prämienhöhe. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Option ausgeübt wird, steigt mit der Dauer der Haltezeit an.

  • Volatilität: Die Volatilität ist ein Maß dafür, wie stark der Kurs der Aktie schwankt. Je höher die Schwankungsbreite, desto höher ist die Chance, dass der Strikepreis in der Laufzeit überschritten wird.

Sie sehen: Je höher die Chance einer Ausübung ist, desto höher ist auch die Prämie die Sie kassieren. Sie werden für ein erhöhtes Risiko bezahlt. Der Käufer des Calls hingegen bezahlt bei hoher Laufzeit und hoher Volatilität mehr, um sich das Recht des Kaufs der Aktien zu sichern.


Covered Calls - Fazit

Wie Sie gesehen haben, kann die Covered Call Strategie eine interessante Ergänzung Ihres Swingtradings oder Ihrer Investmentstrategie sein. Die beschriebenen Techniken können Sie während der Haltedauer Ihrer Aktien immer wieder anwenden. So können Sie mit den eingenommenen Prämien auf Dauer den rechnerischen Einstandspreis der Aktien immer weiter senken.

Das Schreiben von Optionen ist bei den meisten Brokern möglich, allerdings unterscheiden sich die Gebühren stark. Falls Sie auf der Suche nach günstigen Gebühren für den Aktien- und Optionshandel sind, habe ich Ihnen eine Brokerempfehlung geschrieben.



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